
„Für immer und noch ein bisschen länger“ von Barbara Leciejewski

Inhalt:
Jeremias ist tot. Dabei wollte Anna mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen. Nun lebt sie seit sechs Jahren alleine in der einst gemeinsamen Wohnung und unterhält sich in Gedanken mit ihrem toten Verlobten. Doch dann wird ihr gekündigt und sie braucht dringend eine neue Unterkunft. Sie landet schließlich in einer Senioren-WG. Hier ist zwar keiner unter 70, aber dafür lassen alle einander in Ruhe. Das ist Anna sehr recht, denn sie möchte nur alleine sein und sich in ihrem Schmerz auflösen. Doch irgendwann bemerkt sie, dass ihre Mitbewohner:innen offenbar alle einen Grund hatten, sich von der Welt zurückzuziehen. Und sie beschließt, sie wieder ins Leben zurückzuholen. Auch wenn sie dafür selbst ihre Trauer loslassen muss.
meine Meinung:
Ich mag die Bücher der Autorin sehr gern. Sie verspricht jedes Mal aufs Neue Lesegenuss, der einen fesselt, mit Geschichten, die niemals gleich sind. Umso mehr habe ich mich über ihre Neuerscheinung gefreut.
Hier lesen wir nun von Anna, die ihre große Liebe verloren hat und in einem tiefen Loch fest steckt. Als sie in eine Senioren-WG zieht, hat es anfangs nicht den Anschein, dass sie es schafft, aus diesem Loch herauszufinden. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass jeder einzelne der Bewohner sie Schritt für Schritt nach oben führt, und dass sie ebenso ihren Teil dazu beiträgt, den Anderen eine Hilfe zu sein.
Ich muss gesehen, dass ich hier bis etwa zur Hälfte gebraucht habe, um ganz in der Geschichte anzukommen. Zum einen lag das daran, das gerade zu Beginn die Stimmung sehr melancholisch ist. Zum anderen hat mich ganz ehrlich die Tatsache abgeschreckt, dass die Handlung zu Beginn der Corona-Zeit spielt. Mein erster Gedanke war der, dass ich nun – nachdem wir alle schon so lange damit leben müssen – nicht auch noch darüber lesen möchte. Doch diese Befürchtung hat sich Gottseidank bald zerschlagen, denn Corona wird eher nebenbei erwähnt und untermalt eher die Handlung.
Die Autorin hat wie immer einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil. Und auch wenn ich anfangs wie erwähnt nicht so leicht hineingekommen bin, so konnten mich die einzelnen Charaktere dann doch fesseln und für sich einnehmen.
Die Geschichte lesen wir nicht nur aus Annas Sicht, auch andere Personen kommen hier zu Wort, von allen erfährt der Leser dessen Päckchen, das er zu tragen hat. Langsam fügen sich die Einzelschicksale zu einem großen Ganzen zusammen, und spätestens dann wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen, wollte immer noch weiter lesen von Anna und ihren Mitbewohnern. Die Charaktere wirken – wie von der Autorin gewohnt – sehr lebensecht, haben ihre Ecken, Kanten und liebenswerten Eigenschaften, die es mir ermöglicht haben, sie alle miteinander ins Herz zu schließen.
Ich vergebe hier gern eine Leseempfehlung.
Quellenangabe findest du hier